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Brasilien-Paraguay

2. Woche, Curitiba, Joinville

12. Dezember 2014 , Geschrieben von Renovation Bauernhaus Veröffentlicht in #Reisen

Serra verde express
Serra verde express

19. bis 27. Januar 2010 (Woche 2)

Die Stadt Curitiba ist auf einem Hochplateau gelegen und es heisst dass sie die “kälteste Kantons-Hauptstadt Brasiliens” (Hauptstadt von Paraná) sei. Wir fühlen uns hier wohl. Gerade richtig wenn es bewölkt ist.

Serra verde express.Um 1880 wurde von hier, durch die Küstenberge hinunter ans Meer eine Bahn gebaut. Der Ingenieur, ein Italiener welcher in Italien bekannte Zugstrecken und die Zugstrecke am Suezkanal gebaut hatte, war für die Planung zuständig. Von Paranagua bis Morretes ging es gut und danach hat er erklärt dass die dahinterliegenden Berge unbezwingbar seien für den Bahnbau. Die Brasilianer habens dann alleine weitergeplant und gebaut. Wir haben für diese Strecke ein Billet besorgt und sind mit zahlreichen Touristen ins altertümliche Bähnlein gestiegen. Laut Zugbegleiter fuhren wir auf dem Hochplateau mit 45 Km/Std und die letzten 50 Km durch die Bergschluchten mit 25 Km/Std. Für die 80 Km haben wir 3 Stunden gebraucht. Aber die Strecke lohnte sich. Bei dieser Geschwindigkeit konnten wir die Pflanzen am Schienenrand genau sehen und den undurchdringlichen und unheimlichen Regenwald auf uns wirken lassen. Da können wir unsere Spaziergänge querfeldein vergessen. Aber die Pflanzen sind ein Traum. Von den Bäumen hängen Orchideen und Pflanzen, welche wir zu Hause als Zimmerpflanzen mit Mühe zum Ueberleben bringen, einfach nur so herab und blühen um die Wette. Am Schienenrand wachsen und blühen überall auch Wassergeranien, weil es ja jeden Tag mehrmals regnet! 3 Mal befahl uns der Zugbegleiter die Fenster zu schliessen (bei 28 Grad und einer maximalen Luftfeuchtigkeit !!). Aber in den Bergen hat es an einigen Orten vereinzelte Bewohner und (ich denke deren Kinder) hätten anscheinend Freude den vorbeikeuchenden Zug mit Steinen zu bewerfen.

Auf der Rückfahrt hatte unsere Lokomotive eine Panne und wir standen 1 Stunde im Dschungel. Da in der Nähe dieser Strecke weit und breit keine Strasse ist musste unser Zugpersonal mit demjenigen des nachfolgenden Güterzuges die Lokomotive selbst wieder in Gang bringen.

Zwischendurch ein Tipp zur Wäsche im Hotel, wenn kein Bügeleisen vorhanden ist: halbtrockene T-shirts und Hosen werden ziemlich glatt wenn man sie mit dem Haarföhn heiß “bebläst”. Wäschewaschen geht auch mit Shampoo vom Hotel wenn man nicht auch noch Waschmittel mitschleppen will. Donnerstag , Und schon wieder machte man uns Angst: im Hotel wollte der Portier unbedingt ein Taxi rufen, weil diejenigen auf dem Platz vis-à-via gefährlich seien für Touristen. Das klingt sehr nach “Vetternwirtschaft.” Wieder sah man ihm das Erstaunen an als wir an den Busbahnhof gebracht werden wollten und nicht an den Flughafen. Europäer sind hier bloß als verwöhnte Vielflieger bekannt. Oder dann als Rucksacktouristen, aber dafür sind wir dann doch zu alt. Rolf’s operiertes Bein schmerzt immer noch und mein älterer Rücken würde einen 15 Kg Rucksack nicht willkommen heissen.

Die Busreise gen Süden, nach Joinville war wieder sehr interessant. Das Einsteigen zwar umständlich weil der Pass vorgezeigt werden musste, Passnummer, Name, Wohnort und Nationalität werden samt Sitzplatznummer registriert und der Koffer bekommt einen numerierten Kleber welcher zum Billet passt. Dafür kann dann auch niemand den falschen Koffer nehmen und davonlaufen (was theoretisch und praktisch auf einem Flughafen passieren kann wenn der Eigentümer dies nicht sofort bemerkt).

Wir fuhren wieder durch das Hochplateau und dann durch die Berge. Unterwegs sahen wir grosse Reisfelder und an den Hängen Bananenplantagen. Dazwischen immer wieder der dichte Regenwald. Ob da eine Raumplanung besteht oder einfach jeder die Fläche rodet die er braucht?? Nach Joinville kamen Anfang letztes Jahrhundert vor allem Deutsche, Polen und Ukrainer. Die Strassennamen sind etwa: Rua Gotthard Käsemodel, rua Schlossland, rua Diringshofer. Aber bei vielen Strassenschildern steht jetzt: Rua Felicidade und darunter in kleinerer Schrift: vorher Auguststrasse.

Wir haben aber die deutsche Art schon bemerkt. Tischdecken gibt es hier auch in kleinen Restaurants und beim Buffet “für 7 BRL gibt es bis genug” steht eine Tafel dass man sich mehrere Male bedienen darf aber nicht mehr nehmen soll als man essen kann. Wenn Reste auf dem Teller bleiben muss man 1BRL (60 Rappen) bezahlen. Ich wusste nicht recht ob der Knochen meines Pouletschenkels jetzt eine Busse gibt oder nicht…..

Wir haben uns schon daran gewöhnt dass Sonnenbrille und Regenschirm, beides, in unsere Handtasche gehören. Aber heute haben wir in den Nachrichten erfahren, dass in Sao Paulo schlimme Regenfälle Ueberschwemmungen und Tote verursacht haben. Also wähnen wir uns glücklich dass wir nicht mehr dort sind. In der Zeitung haben wir gelesen dass die Meteorologen seit 77 Jahren die Niederschläge aufschreiben und dass es im Januar noch nie soviel geregnet hat. Am 21. Und 22. Januar seien 2/3 der erwarteten Niederschläge für Januar gefallen.

Hier in Joinville haben wir gesehen dass der Fluss, welcher die Stadt durchfliesst, platschvoll ist. Montag, 25. Januar Während 3 Tagen haben wir jetzt diese schöne Stadt samt Vororten entdeckt. Immer wieder Regen. Im Fernsehen und in den Zeitungen sehen wir aber schlimmes. Wo im Norden von Brasilien der Verkaufspreis für Rinder in den Keller sinkt weil wegen der anhaltenden Dürre zu wenig Futter nachwächst, fällt hier im Süden anscheinend überdurchschnittlich Regen. In Sao Paulo und Guarulhos sind alle Unterführungen unter Wasser und unpassierbar, was ganze Stradtviertel lahmlegt. Die einzige Strasse Sao-Paulo gen Südwesten ist wegen Erdrutschen unpassierbar (wir haben es ja gesehen dass die Strasse durch steile Berge führt). Häuser und Strassen sind einfach so weggerutscht und hier in Joinville gibt es Quartiere wo das Wasser 1 Meter tief in den Häusern steht. Die Bauern haben das Vieh auf Hügel getrieben und gehen mit kleinen Booten die Wipfel vom Zuckerrohr abschneiden um den Kühen zum fressen zu bringen. Auf einer Schweinefarm wurden die Schweine aus dem Wasser gefischt und die noch lebenden im 1. Stock einer Scheune untergebracht. Im Fernsehen wurde auch gezeigt dass ganze Felder unter Wasser stehen und Neupflanzungen nach diesen Tagen Ueberschwemmung nicht überleben..

Wir hatten uns schon an den Regen gewöhnt und gedacht dass es während der Regenzeit hier halt so sein muss! Gelitten hat nur meine Frisur und der Regenschirm mußte ersetzt werden weil er vom vielen auf- und zumachen schlussendlich den Dienst versagte. Rolf mußte ich Sonntag aber erklären dass meine Abenteuerlust nicht unendlich ist. Er wollte unbedingt auf einen Berg in der Nähe von Joinville. Zuerst stiegen wir eine kleine Gasse hoch, dann kam dichter Regenwald und endlich nur noch ein Pfad wo unsere Füsse in Sandalen im Morast einsanken. Dazu hatte sich das Antibrumm-Mückenmittel, welches uns der Hausarzt dringendste empfohlen hatte, schon lange mit Regen und Schweiss vermischt und sich auf unseren Kleidern abgesetzt. Nach mehr als 1 Stunde aufwärtslaufen, ab und zu durchs Dickicht ein halbverfallenes, aber noch bewohntes Häuschen zu sehen, habe ich erklären müssen dass ich jetzt wieder zurück in die Stadt will. Vielleicht habe ich einen “Derrick-Krimi” zuviel gesehen?? Aber jeder Brasilianer hätte uns dort einfach ausrauben können und danach hätten wir zugeben müssen dass wir die Gefahr richtiggehend herbeigeholt hatten.

27. Januar. Gestern sind wir wieder mit dem Bus, Richtung Süden, nach Itajai weiter gefahren. Durch ländliche Gegenden wo wir staunten. Links das Meer und rechts riesige Ebenen mit zahlreichen enormen Rinderherden. Dazwischen neue und sehr grosse Fabriken. Anscheinend ist der Süden von Brasilien in voller Entwicklung. Die Stadt Itajai, welche kleiner angezeigt ist auf unserer Karte, kommt uns aber so gross vor wie eine Stadt in der Schweiz. Es ist eine Hafenstadt und nebst unendlichem Hafengelände mit Containern legen sogar Kreuzfahrtschiffe an.

Da es hier immer noch 28 Grad warm ist, werden wir die Stadt und Umgebung morgens und abends erkunden (alles zu Fuss). Gestern mittag ist uns der Schweiss aus allen Poren gelaufen. Ich habe vergessen zu sagen: seit 3 Tagen haben wir Sonnenschein. Aber im Fernsehen zeigen sie immer noch wie schlimm die Ueberschwemmungen sind und anscheinend sogar in Peru auf dem Machu Pichu sitzen Touristen fest weil durch Regenfälle die Zufahrtswege weggerutscht sind. Ich weiss nicht ob dies in Europa in den Nachrichten gezeigt wird oder ob die Nachrichten wegen dem Erdbeben von Haiti alles überdecken.

Auch hier sind wir wieder im Ibis-Hotel der französischen Accor-Gruppe. Nach anfänglichen Ueberraschungen wenn wir irgendein Hotel gebucht haben, haben wir uns jetzt entschlossen dass die Ibis und Novotel wenigstens auf der ganzen Welt denselben Mittelklass-Komfort bieten und meistens gut gelegen sind. Die Preise sind aber günstiger. Zum Beispiel kostet das Ibis am Genfer-Flughafen Fr. 150.-, hier in Südamerika zwischen 40.- und 60.- Fr. pro Zimmer pro Nacht, je nach Lage. Später, im Landesinneren, hat es dann diese Hotelkette nicht mehr und wir werden sehr wahrscheinlich noch einige Ueberraschungen erleben. Heute morgen sind wir losgezogen bis zum Leuchtturm am Ende der Mole. Wir bekamen Hühnerhaut wenn die riesigen Containerschiffe beim passieren des Leuchtturms ihr “Horn” betätigten. Ohrenbetäubend! Dann sind wir 2 schöne Strände entlang gelaufen. Immer nah am Wasser entlang weil man sich sonst die Fussohlen im heissen Sand verbrennt. Als wir, unter einem Baum, bei einem Verkäufer Cola und Fanta kauften wurden wir gleich von Bienen belagert. Der Verkäufer hat uns 2 x neue Röhrchen gegeben, aber die Bienen wichen nicht mehr von unseren Röhrchen und den Dosenöffnungen. Nächstes Mal wissen wir, dass wir bloß Mineralwasser bestellen oder dann die Fanta und Cola in einem Zug austrinken sollten und wir sind schon wieder unterwegs.

Vom vielen ziehen, stossen und ein- und ausladen beginnt Rolf’s Koffer Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Wir hoffen natürlich dass er noch 9 Wochen durchhält (zu Hause, bei OTTO, gibt’s die billigsten und bei unserer Reiserei geht ja sowieso jedes Jahr einer kaputt). Hier, haben wir entdeckt dass es einen “Tourist-Bus” gibt welcher zu allen interessanten Sehenswürdigkeiten der Stadt fährt. Mit Aus-und Einsteigmöglichkeiten nach Wahl. Unter ab und zu strömendem Regen haben wir daran teilgenommen. Dabei haben wir endlich auch die Aussenbezirke der Stadt mit sehr eindrücklichen Bauten gesehen. Wir konnten nicht alles besichtigen und haben uns entschlossen, in 10 Tagen, wenn wir vom Süden zurückkommen, nochmals 3 Tage hierzubleiben.

im Urwald zwischen Curitiba und dem Meer

im Urwald zwischen Curitiba und dem Meer

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